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Heimat
Illustrati on: iStock.com/clu Eduard Mörike in Bad Mergentheim
Ach, seine Berufswahl war gar nicht glücklich! Zwar – die Voraussetzungen,
die er mitbrachte, waren gut: die Leidenschaft für Worte und Menschen, seine
Imaginationskraft und Fantasie, seine Fähigkeit, von der lauten Welt als
vielleicht gering oder nebensächlich erachtete oder gar nicht beachtete Dinge
und Ereignisse mit seinen Worten, seiner Sprache ins Bewusstsein zu bringen
und mit Leben zu füllen. Doch das Genie brauchte zu seiner Entfaltung mehr
Freiheit, als es das evangelische Pfarramt mit seinen regelmäßigen Pflichten
und Vorgaben bot.
Eduard Friedrich Mörike wurde am 8. September 1804 in Ludwigsburg als
siebentes von dreizehn Kindern geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters wurde
Eduard von seinem Onkel Eberhard Friedrich Georgii aufgenommen, der ihm
den Besuch eines humanistischen Gymnasiums in Stuttgart und eine Ausbildung
für das Pfarramt ermöglichte. Mörike besuchte das Seminar in Urach, dann
das Tübinger Stift. Danach hatte er viele wechselnde Vikariatsstellen inne und
zog – wie auch in seinem späteren Leben – häufig um.
Eduard Friedrich Mörike, 1804–1875
Nach mehreren unglücklichen Beziehungen und als oft von Rheumaschüben
geplagter Mann, der finanziell ganz und gar nicht gesichert dastand, auch weil
er drei seiner Brüder unterstützte, kam er 1844 nach Bad Mergentheim. Im
Jahr zuvor hatte er seinen vorzeitigen Ruhestand beantragt. Er bezog zusammen
mit seiner Schwester Klara eine Wohnung im Haus des Oberleutnants Valentin
von Speeth am Marktplatz/Ecke Burgstraße. Dort hätte das Glück für ihn
wohnen können – wäre seine zukünftige Frau Gretchen nicht auch, wie die
meisten Bürger zu Mergentheim, katholisch gewesen! Pfarrer Mörike sah
darin, anders als seine fromme evangelische Schwester und die katholischen
Nachbarn, kein Problem. Die Stadt zerriss sich‘s Maul über die Ménage à trois.
Und die beiden Frauen? Optimal war das ungleiche Miteinander nicht.
Der ehemalige Pfarrer fand seine Fluchten in den wohltuenden Landschaften
des lieblichen Taubertales, unternahm viele ausgedehnte Wanderungen,
sammelte Petrefakten, besuchte häufig zu Fuß seinen Freund und Pfarrkollegen
Hartlaub in Wermutshausen.
Für heutige Wanderfreunde gibt es einen ausgeschilderten Mörike-Wanderweg,
der am ehemaligen Mörikehaus am Marktplatz in Bad Mergentheim beginnt
und über mehrere, mit passenden Mörike-Gedichten versehene Stationen hinauf
zum Trillberg führt.
Dort oben am Trillberg angekommen, kann man auch – vom Waldrand hinab
ins Wolfental von Neunkirchen schauend – Mörikes berühmtes Frühlingsgedicht
„Er ist’s“ von 1829 lesen:
u f t p ost 1212 mai2021·06
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