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Bodenfilteranlagen sind schilfbepflanzte Beete mit
         filterndem Bodensubstrat und können AFS63 besonders
                               effektiv zurückhalten
                                              Mit anderen Worten: Gering verschmutzte Flächen im klassischen Trenn-
                                              system benötigen nach wie vor keine Regenwasserbehandlung, während bei
                                              stärker verschmutzten Flächen eine solche erforderlich ist. Diese kann
                                              technisch wie oben beschrieben in verschiedener Weise erfolgen, muss aber
                                              so ausgelegt werden, dass 530 kg/(ha·a) im Jahresmittel auf weniger als
                                              280 kg/(ha·a) reduziert werden. Man braucht also für mäßig verschmutzte
                                              Oberflächen einen AFS63-Gesamtwirkungsgrad von ɳ  = 1-280/530 = 47,2 %.
                                                                                       ges
                                              Welcher AFS63-Gesamtwirkungsgrad wird benötigt?

                                              Praktische Bemessungsaufgaben für ein Einzugsgebiet müssen dabei die
                                              nicht immer  einheitliche Flächenverschmutzung, die unterschiedliche
                                              Flächengröße sowie eine Teildurchlässigkeit der Oberfläche berücksichtigen.
                                              Dementsprechend ergibt sich für jedes Gebiet ein individueller Wert
                                              für den erforderlichen Wirkungsgrad erf ɳ  (bzw. direkt die zulässige
                                                                               ges
                                              AFS63-Entlastungsfracht in kg/a).

                                              A 102-2 verwendet AFS63 übrigens nur als Rechengröße. Es ist also nicht
                                                vorgesehen, die AFS63-Fracht und das Einhalten der 280 kg/(ha·a)
                                              messtechnisch nachzuweisen. Das verbietet sich schon  deshalb, weil es
                             ges  = 1-280/530 = 47,2 %
                                              für AFS63 derzeit noch kein genormtes Analyseverfahren gibt.

                                              Erhöhter Planungsaufwand

                                              UFT wird im Zusammenhang mit der Konzeption von Regenwasser-
                                              behandlungsmaßnahmen oft nach der korrekten Dimensionierung der
                                              Bauwerke gefragt. Eigentlich ist die gezeigte grundlegende  Rechnung
                                              recht einfach und es gibt im Arbeitsblatt auch einige Diagramme für den
                                              erreichbaren Wirkungsgrad. Es kann aber dort kompliziert werden, wo
                                              Bauwerke Spezialitäten aufweisen: Schrägklärer, zeitverzögerte Entleerung,
                                              Becken mit Dauerstau (der eigentlich wegen der Gefahr der Rücklösung
                                              von Schwermetallen unerwünscht ist), Sedimentationsanlagen hinter Rück-
                                              haltebecken etc. In diesen Fällen ist ein Nachweisverfahren erforderlich,
                                              also eine Schmutzfrachtberechnung, die unter Ansatz einer örtlichen
                                              oder synthetischen Langzeit-Regenreihe die Betriebsweise des Bauwerks
                                              modelliert und dann die zu erwartende Entlastungsfracht simuliert.
                                              Die Rechentechnik ist von der Mischwasserbehandlung her bekannt – dort
                                              allerdings sind solche Simulationen Teil größerer Studien für ganze
                                              Entwässerungsnetze. Im Trennsystem wird der Planungsaufwand auch
                                              für Einzelanlagen, selbst im Stadium der Vorplanung, deutlich höher.
                                              Erste Erfahrungen gibt es in unserem Hause bereits (Weiß 2022), und es
                                              gilt abzuwarten, welche Arbeitshilfen für ein effektives  Anwenden des
                                              A 102-2 in den kommenden Monaten noch erscheinen werden.   








                          ɳ                   Weiß, G. (2022): Bemessung von Schrägklärern und Regenklärbecken nach dem Arbeitsblatt
                                              DWA-A 102-2: Erste Erfahrungen. KA Korrespondenz Abwasser-Abfall, Heft 5, S. 377-386.







                               u f t p ost                                 22   nov2022·09
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