Page 22 - uftpost Ausgabe 09 2022-11
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Bodenfilteranlagen sind schilfbepflanzte Beete mit
filterndem Bodensubstrat und können AFS63 besonders
effektiv zurückhalten
Mit anderen Worten: Gering verschmutzte Flächen im klassischen Trenn-
system benötigen nach wie vor keine Regenwasserbehandlung, während bei
stärker verschmutzten Flächen eine solche erforderlich ist. Diese kann
technisch wie oben beschrieben in verschiedener Weise erfolgen, muss aber
so ausgelegt werden, dass 530 kg/(ha·a) im Jahresmittel auf weniger als
280 kg/(ha·a) reduziert werden. Man braucht also für mäßig verschmutzte
Oberflächen einen AFS63-Gesamtwirkungsgrad von ɳ = 1-280/530 = 47,2 %.
ges
Welcher AFS63-Gesamtwirkungsgrad wird benötigt?
Praktische Bemessungsaufgaben für ein Einzugsgebiet müssen dabei die
nicht immer einheitliche Flächenverschmutzung, die unterschiedliche
Flächengröße sowie eine Teildurchlässigkeit der Oberfläche berücksichtigen.
Dementsprechend ergibt sich für jedes Gebiet ein individueller Wert
für den erforderlichen Wirkungsgrad erf ɳ (bzw. direkt die zulässige
ges
AFS63-Entlastungsfracht in kg/a).
A 102-2 verwendet AFS63 übrigens nur als Rechengröße. Es ist also nicht
vorgesehen, die AFS63-Fracht und das Einhalten der 280 kg/(ha·a)
messtechnisch nachzuweisen. Das verbietet sich schon deshalb, weil es
ges = 1-280/530 = 47,2 %
für AFS63 derzeit noch kein genormtes Analyseverfahren gibt.
Erhöhter Planungsaufwand
UFT wird im Zusammenhang mit der Konzeption von Regenwasser-
behandlungsmaßnahmen oft nach der korrekten Dimensionierung der
Bauwerke gefragt. Eigentlich ist die gezeigte grundlegende Rechnung
recht einfach und es gibt im Arbeitsblatt auch einige Diagramme für den
erreichbaren Wirkungsgrad. Es kann aber dort kompliziert werden, wo
Bauwerke Spezialitäten aufweisen: Schrägklärer, zeitverzögerte Entleerung,
Becken mit Dauerstau (der eigentlich wegen der Gefahr der Rücklösung
von Schwermetallen unerwünscht ist), Sedimentationsanlagen hinter Rück-
haltebecken etc. In diesen Fällen ist ein Nachweisverfahren erforderlich,
also eine Schmutzfrachtberechnung, die unter Ansatz einer örtlichen
oder synthetischen Langzeit-Regenreihe die Betriebsweise des Bauwerks
modelliert und dann die zu erwartende Entlastungsfracht simuliert.
Die Rechentechnik ist von der Mischwasserbehandlung her bekannt – dort
allerdings sind solche Simulationen Teil größerer Studien für ganze
Entwässerungsnetze. Im Trennsystem wird der Planungsaufwand auch
für Einzelanlagen, selbst im Stadium der Vorplanung, deutlich höher.
Erste Erfahrungen gibt es in unserem Hause bereits (Weiß 2022), und es
gilt abzuwarten, welche Arbeitshilfen für ein effektives Anwenden des
A 102-2 in den kommenden Monaten noch erscheinen werden.
ɳ Weiß, G. (2022): Bemessung von Schrägklärern und Regenklärbecken nach dem Arbeitsblatt
DWA-A 102-2: Erste Erfahrungen. KA Korrespondenz Abwasser-Abfall, Heft 5, S. 377-386.
u f t p ost 22 nov2022·09