Page 19 - uftpost Ausgabe 12 2024-05
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schnittlich ist, welche Qualität dieser Straßenschmutz hat und
wie viel davon vom Regen abgeschwemmt wird und schließlich
durch die Gullys im Kanal landet.
So dachte sich der pragmatische Dr. Brombach einige unkon-
ventionelle Methoden aus, um diese Größen messen zu können:
„Den Straßenschmutz bestimmt man am besten dort, wo er
liegt.“ So nahm er sich einen neuen Staubsaugerbeutel, trennte
mit Kreide eine Fläche von 4 m auf der Straße ab und saugte
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diesen Bereich unter den neugierigen Blicken der Passanten
sorgfältig ab. Dann wurde der Staubsaugerbeutel entleert und
der Inhalt gewogen. Auch mit Sieben verschiedener Maschen-
weite wurde gesiebt, um zu sehen, welche Korngrößenverteilung
das aufgesaugte Material hatte. Die gewonnenen Daten wurden
statistisch als Häufigkeitsverteilung dargestellt – damals
noch ganz ohne Excel: Das UFT-Zeichenbüro musste die
vom Chef auf Millimeterpapier festgehaltenen Bleistift-
diagramme auf Pergament reinzeichnen, mit Schablonen
beschriften und die Schraffur mit Klebefolien auftragen. Bei
jeweils ca. 20 Proben lag die angetroffene Schmutzmenge
in der Größenordnung von 10 g/m², einzelne Proben lieferten
aber auch weit mehr als 100 g/m² Staub.
Alte neue Erkenntnisse
Das Thema ist heute aktueller denn je: Im Arbeitsblatt DWA-
A 102-2 von 2020 wird die Regenwasserverschmutzung von
Oberflächen für die Beckenbemessung berücksichtigt. Dort Ergebnis der Schwäbischen Kehrwoche ʼ84 nach
wissenschaftlicher Auswertung: Statistische Verteilung
werden für Flächen, die mit den damals untersuchten ver- der angetroffenen Schmutzmengen, unterschieden
gleichbar sind, Rechenwerte der Oberflächenverschmutzung nach Straße und Fußweg
angegeben, die bei 530 kg/(ha·a) liegen, allerdings betrachtet
man dabei nur die sehr feinen Staubanteile mit weniger als
0,063 mm Korndurchmesser, die sogenannten AFS63. Um-
gerechnet wären das 53 g pro m² und Jahr. Natürlich hatte sich
damals auf den abgesaugten Flächen nicht der Staub eines
ganzen Jahres, sondern nur der seit dem letzten Regen ge-
sammelt, und es wurde auch gröberes Material als AFS63 mit
aufgesaugt. Dennoch bestätigen die Ergebnisse aus 1984 in
ihrer Größenordnung durchaus den heutigen Rechenwert. Dr.
Brombach war – wie so oft – seiner Zeit weit voraus.
· Ws
Literatur:
Brombach, H. (1986): Schmutzpotentiale in Mischwasser-
kanalisationen im Land Baden-Württemberg. Wasserwirtschaft 76,
Heft 11, S. 497-503. UFT-Sonderdruck.
Foto: iStock.com/Blade_kostas
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