0922 Regenwasserversickerungsanlagen VS

Siedlungsentwässerung bei Regen

In Siedlungsgebieten galt bis vor etwa 20 Jahren der Grundsatz, das Niederschlagswasser möglichst schnell abzuleiten. Dieses Ziel wurde durch einen hohen Versiegelungsgrad, viele Straßeneinläufe und entsprechend ausgelegte Sammelleitungen erreicht. Überschwemmungen und Vernässungen innerhalb der Siedlungsgebiete wurden dadurch weitgehend gebannt.

Heute werden jedoch auch die negativen Folgen dieser Entwicklung mehr und mehr erkannt. Durch die rasche und vollständige Ableitung der Niederschläge kommt es zu Hochwasser in den Flüssen. Bei Mischkanalisationen sind Kanalnetz und Kläranlagen durch den hohen Regenwasseranfall schnell überlastet, so dass ein Teil des verschmutzten Mischwassers direkt in die Gewässer eingeleitet werden muss.

Umgang mit Regenwasser

Heute hat sich eine neue Philosophie über den Umgang mit Regenwasser entwickelt. Regenwasser soll nicht mehr ohne Not in der Kanalisation abgeleitet werden. Wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind, sollten Flächen wasserdurchlässig gestaltet werden. Das unverschmutzte Regenwasser von undurchlässigen Verkehrsflächen und Dächern sollte ortsnah versickert werden.

Regenwasserversickerung als kommunale und private Aufgabe

Nicht nur aus ökologischen Gründen ist die Versickerung von Regenwasser eine Notwendigkeit. Neue Baugebiete überlasten oft die hydraulische Leistungsfähigkeit der alten Kanalisation. Wird bei der Entwässerung von neuen Bau- und Gewerbegebieten die Versickerung von Regenwasser eingeplant, kann das teure Auswechseln von sonst überlasteten Kanälen vermieden werden.

Bei Neuplanungen ist der Investitionsaufwand im Allgemeinen gering bis vernachlässigbar, da das Erstellen von Versickerungsanlagen, insbesondere von Versickerungsmulden, mit der Gestaltung von Freiflächen kombiniert werden kann. Durchschnittliche Kosten von Versickerungsanlagen liegen bei ca. 20 Euro pro m2 versiegelter Fläche.

Im Rahmen unserer wissenschaftlichen Dienste bieten wir Ihnen die Planung von Regenwasserversickerungsanlagen an. Gleichzeitig wollen wir als Fachfirma für Regenwasserbehandlung mit gutem Beispiel vorangehen und zur Nachahmung durch Gemeinden, Firmen und Private aufrufen. Wir haben auf unserem Grundstück bereits verschiedene Versickerungsanlagen realisiert, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

Abflussvermeidung bei Parkplätzen

Auf die einfachste Art und Weise kann Regenwasserabfluss vermieden werden, wenn Oberflächen wie Hofeinfahrten, öffentliche Plätze, Parkplätze und schwach befahrene Wohnstraßen mit entsprechenden Materialien wasserdurchlässig gestaltet werden. Um unangenehme Vernässungen zu vermeiden, sollte die entsiegelte Fläche nicht an Gebäude stoßen.

Bild 1 zeigt einen wasserdurchlässigen Parkplatz unserer Firma. Diese Flächenversickerung umfasst zwei Maßnahmen. Die Oberfläche wurde mit unverfugten Betonsteinen im Splittbett wasserdurchlässig gestaltet. Die Parkfläche ist nicht wie sonst vorgeschrieben zur Straße geneigt, sondern von ihr weg. Bei Starkregen versickert oberflächlich abfließendes Wasser über die Schulter der grasbewachsenen Böschung. Diese behördlich genehmigte Anlage hält auf einer Fläche von 190 m2 ca. 130 m3 Niederschlagswasser pro Jahr von der Kanalisation fern. Die Anlage ist nun über 18 Jahre pflegeleicht und mit uneingeschränkter Leistungsfähigkeit in Betrieb.

Regenwasserversickerung

Die Vereinigung für Abwasser, Abfall und Gewässerschutz hat das Arbeitsblatt DWA-A 138 „Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser“ aufgestellt. Als nicht schädlich verunreinigt gilt Niederschlagswasser von Dach- und Terrassenflächen von überwiegend zu Wohnzwecken genutzten Grundstücken, Verwaltungsgebäuden und ähnlich genutzten Anwesen, solange derartige Flächen nicht in Gebieten liegen, die durch Emissionen, z. B. aus Industrieanlagen, besonders beeinflusst sind.

Nach dem Merkblatt ATV-M 153 ist zum Schutz des Grundwassers zu beachten, dass eine Passage des zu versickernden Wassers durch den belebten Oberboden erfolgt. Durch Filtration, Adsorption, Ionenaustausch, Fällung und durch biologische Prozesse werden Schadstoffe weitgehend zurückgehalten und zum Teil abgebaut. Wesentliche Voraussetzung für Versickerungsanlagen ist die Durchlässigkeit des Bodens und der darunter anstehenden Locker- und Festgesteine.

Auf dem Firmengelände der UFT ist seit Juli 1990 eine Versickerungsanlage in Betrieb. Das Niederschlagswasser einer 210 m2 großen Dachfläche wird zuerst in einen Teich geleitet. Das ist notwendig, da die Anlage sich in einem Wasserschutzgebiet befindet. Der Teich mit ca. 12,6 m3 Volumen soll das Niederschlagswasser zunächst sedimentativ und biologisch reinigen. Das vorgereinigte Niederschlagswasser wird nach der Teichpassage in drei gestaffelten Versickerungsmulden versickert.

Der Teich wurde mit einer handelsüblichen Teichfolie abgedichtet und zusätzlich durch eine 7 cm starke Magerbetonauflage gegen Beschädigung abgesichert. Im Ufersaum sind Schilf, Binsen und andere Wasserpflanzen gepflanzt, um die Verdunstungsfracht zu erhöhen. Der Teich hat eine Verdunstungsfläche von insgesamt 28 m2.

Durchschnittlich werden ca. 139 m3 Niederschlagswasser pro Jahr in den Mulden versickert. Das entspricht einer jährlichen Versickerungshöhe von etwa 6,2 m.

Die wasserrechtliche Genehmigung zum Betrieb der Versickerungsanlage wurde auf 10 Jahre erteilt. Aus diesem Grunde wurden die Dachabläufe reversibel gestaltet. Für den Fall, dass die Genehmigung nicht verlängert worden wäre, hätte das Knie des Ablaufrohres umgesteckt werden können. Im Jahr 2000 wurde die Genehmigung zum weiteren, unbefristeten Betrieb der Anlage erteilt.

Erfahrungen und Kosten

Die Erfahrungen der ersten siebzehn Betriebsjahre waren durchweg gut. Die Versickerungsleistung der Mulden ist so gut, dass nur bei sehr starken Regen, etwa alle 2 Jahre, alle 3 Mulden voll eingestaut werden. Auch im Winter, wenn der Boden gefroren ist, kann genug Niederschlagswasser versickern, ohne dass die Anlage überlastet wird.

Als einzige Arbeiten fallen das regelmäßige Mähen der Mulden und die Pflege des Teiches an, die einmal pro Jahr notwendig wird. Alle fünf Jahre muss ein Teil der Pflanzen aus dem Teich entfernt werden, damit die Teichfläche nicht zuwuchert.

Die Kosten für die Erstellung der Anlage beliefen sich auf umgerechnet ca. 1000 Euro für Material und ca. 2000 Euro für Lohnkosten. Das sind zusammen

ca. 15 Euro je m2 angeschlossene Dachfläche. Der Großteil der Kosten fiel

auf die Erstellung des Teiches, der aufgrund der Lage im Wasserschutzgebiet notwendig war. Die Anlage der Versickerungsmulden ohne den Teich hätte umgerechnet ca. 10 Euro pro m2 gekostet.

Für unsere naturnahe Regenwasserbehandlungsanlage Teich mit nachfolgenden Versickerungsmulden erhielten wir im Jahr 1992 einen Umweltpreis der Stadt Bad Mergentheim.

Unsere Dienstleistung

Wir bestimmen die Versickerungsfähigkeit des Untergrundes und führen die hydraulische Bemessung der Versickerungsanlage nach dem Arbeitsblatt A 138 durch. Desweiteren erstellen wir die notwendigen Planunterlagen für das Wasserrechtsgesuch bei der Wasseraufsichtsbehörde.

In Verbindung mit unseren Stadthydrologischen Studien (siehe Dienstleistungsinformation SHS 0920) bieten wir Ihnen die Möglichkeit, Ihre Entwässerungsplanung unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten zu optimieren. Gerade bei der Planung neuer Bau- und Gewerbegebiete ist es sinnvoll, die örtlichen Gegebenheiten für die Erstellung von Versickerungsanlagen zu nutzen, um zukünftigen Planungsspielraum zu schaffen.

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